AutoCAD Map 3D / Civil 3D - WMS-Ausschnitt als GeoTIFF speichern

In diesem LineLetter erfahren Sie, wie Sie einen Ausschnitt eines öffentlichen WMS-Dienstes als alleinstehendes georeferenziertes Rasterbild dauerhaft lokal abspeichern.

AutoCAD Map 3D und AutoCAD Civil 3D verfügen im Vergleich zu anderen AutoCAD-basierten Produkten über eine Technologie, Informationen webbasierter Geodaten-Dienste in der AutoCAD-Zeichnung zu hinterlegen. Die Daten werden als Rasterbilder (WMS oder WMTS) oder Vektordaten (WFS) vom Geodatendienst in Echtzeit abgerufen und in der Zeichnung präsentiert. Auf diese Weise hat der Nutzer stets den aktuellen Stand der Informationen und muss sich im Falle der Rasterbilder auch nicht um die Visualisierung kümmern, da diese vom Webserver vorgegeben ist.

Doch zuweilen wird die Frage gestellt, wie man eben erreichen kann, dass ein bestimmter Stand der webbasierten Geodaten zugunsten der Konsistenz zwischen Datengrundlage und darauf basierender Planung eingefroren wird.

Bitte beachten Sie, dass die persistente digitale Reproduktion von Web-Services gegen die Nutzungsbedingungen des jeweiligen Anbieters verstoßen kann. Bitte überprüfen Sie diese, bevor Sie Informationen aus Web-Services lokal abspeichern.

Bei WFS-Diensten ist das lokale Speichern insofern einfach, als dass man den Vektorlayer in der Darstellungsverwaltung im Aufgabenfenster von AutoCAD Map 3D schlicht mit der rechten Maustaste anklickt und dann den Befehl Layerdaten in SQLite exportieren ausführt.

Bei WMS- und WMTS-Diensten ist das mit reinen Bordmitteln von AutoCAD Map 3D bzw. AutoCAD Civil 3D allein nicht möglich. Hierfür benötigen Sie überdies noch die GDAL-Bibliothek, einer quelloffenen Sammlung von Werkzeugen zur Analyse, Transformation, Konvertierung und Neuberechnung von Rasterbildern vieler verschiedener namhafter Rasterdatenformate. GDAL ist Bestandteil verschiedener Softwareprodukte, z.B. auch QGIS und MapGuide OpenSource.
Wir bevorzugen das Kompilat der GDAL-Bibliothek, welches Bestandteil des ebenfalls quelloffenen Geodatendienstes MapServer ist und bei GISInternals heruntergeladen werden kann (https://www.gisinternals.com/stable.php).

Bitte beachten Sie: die Befehle der GDAL-Tools stehen erst zur Verfügung, nach dem Sie in der MS-DOS-Eingabeaufforderung die Umgebungsvariablen gesetzt haben. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
- Starten Sie die MS-DOS-Eingabeaufforderung
- Navigieren Sie innerhalb der Konsole in das Verzeichnis des heruntergeladenen und entpackten MapServers.
- Starten Sie die Datei SDKShell.bat
- jetzt können Sie die GDAL-Befehle ausführen

Eine Anwendung dieser Sammlung ist gdal_translate, mit der Rasterbilder von einem Format in ein anderes mit einer geeigneten Datenkompression konvertiert werden kann. Die Syntax dieses Befehlszeilen-Befehls ist online ausführlich dokumentiert (https://gdal.org/programs/gdal_translate.html). Zusammenfassend ist für unser konkretes Anliegen nachstehende Syntax relevant:
gdal_translate -of <Ausgabeformat> [Parameter des Ausgabeformats] <WMS-Server-Details>.xml <Zieldatei>.<Dateityp>
Ausgabeformat = Kürzel des Zieldateiformats, z.B. GTIFF (short name aus https://gdal.org/drivers/raster/index.html)
WMS-Server-Details = xml-Datei mit der Adresse des WMS-Dienstes, dem Layer, dem Datenkoordinatensystem, dem Ausschnitt und der Ausgabegröße.
Zieldatei und Dateityp = Dateiname und die bezogen auf das Ausgabeformat geeignete Dateierweiterung der Zieldatei
Parameter des Ausgabeformats = optionale Angaben zur World-Datei (Georeferenzierung) und Kompression
Beispiel:
gdal_translate -of gtiff -co "COMPRESS=DEFLATE" -co "ZLEVEL=9" topo_wwn.xml topo_wwn.tif

Die genaue Beschreibung der XML-Datei lässt sich in der Online-Dokumentation nachlesen:
 

Zunächst beschreiben Sie im Abschnitt Service den WMS durch Angabe der Version (1.1.1 oder 1.3.0), die URL, das Koordinatensystem, das gewünschte Bildformat, den internen Layernnamen sowie den gewünschten Stil (sofern verfügbar). Im Abschnitt DataWindow geben Sie den Bereich an, den Sie benötigen sowie die gewünschte Anzahl an Pixel. Daraus berechnet der WMS dann auch den Ausgabemaßstab, was Sie an der Skalierung der Texte bzw. der Sichtbarkeit von Details (Grad der Generalisierung) erkennen können (je nach Konfiguration des Layers seitens des Anbieters).

Beachten Sie dabei, dass das Seitenverhältnis Breite/Höhe des Ausschnitts dem Seitenverhältnis SizeX/SizeY des Rasterbilds entsprechen muss. Sonst entsteht ein gestauchtes Bild dabei.

Die in der XML-Datei angegebenen Werte entsprechen den URL-Parametern, die Sie für gewöhnlich in einem GetMap-Aufruf verwenden würden. Vergleichen Sie selbst: im nachstehenden Link finden Sie alle Angaben aus der oberen XML-Datei wieder.

Beachten Sie bei der Angabe der Bildgröße darauf, dass die Werte für SizeX und SizeY, die vom Anbieter gesetzte Grenze der maximalen Bildpunkte nicht überschreiten darf! Überprüfen Sie die mit Hilfe des GetCapabilities-Dokuments des Servers, z.B. Werte MaxWidth und MaxHeight in https://sgx.geodatenzentrum.de/wms_topplus_open?REQUEST=GetCapabilities&SERVICE=WMS&VERSION=1.3.0

Bei Schutzgebietsgrenzen und anderen Karten mit transparentem Hintergrund geben Sie bei der Anzahl der Bänder die Zahl 4 für ARGB (= Alpha Red Green Blue) ein.


Zum Schluss können Sie noch das Ziel-Koordinatensystem, die Anzahl der Bänder oder weitere Parameter mitgeben, die das Erstellen der Rasterbild-Datei steuern. Nachdem Sie die XML-Datei gespeichert haben, verwenden Sie diese wie ein gewöhnliches Rasterbild als Quelldatei in den GDAL-Befehlen.
Verwenden Sie je nach Datenquelle ein geeignetes Bildformat bzw. eine geeignete Kompression, z.B. JPEG oder JP2ECW für Orthophotos und DEFLATE oder LZW für Daten mit wenigen Farben (z.B. Topographische Karten, OpenStreetMap, ...) und Karten mit transparenten Hintergründen (z.B. Schutzgebietsgrenzen, Leitungsnetze).


Das so entstandene georeferenzierte Rasterbild können Sie mit dem Befehl MAPIINSERT von AutoCAD Map 3D in der Zeichnung einfügen.

Viel Erfolg beim Ausprobieren wünscht Ihnen das Team des GIS-Consulting der Mensch und Maschine acadGraph GmbH.


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